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„Wie einmal in die Südsee“

Dr. Thomas Ulmer ist Arzt, CDU-Europa-Abgeordneter und als Präsident der mächtige Mann beim Verbandsligisten SpVgg Neckarelz, dem Erstrundengegner des FC Bayern im DFB-Pokal. Wir sprachen mit dem Big Boss.
Foto: 11FREUNDE

Herr Dr. Ulmer, stimmt es, dass Sie mit Ihren Spielern schon über Siegprämien verhandelt haben?

Das ist eine Zeitungsente. Jetzt sollen die Jungs erst einmal spielen und dann sehen wir weiter. Ich habe von den angeblichen Verhandlungen gelesen, wie ein paar besonders schlaue Versicherungsleute offensichtlich auch. Mir ist eine Prämienversicherung angeboten worden. Pro 200.000 Euro Ausschüttung hätte die 7000 Euro gekostet. Ich habe das Schreiben gleich weggeschmissen.



Der FC Bayern München macht unter van Gaal einen starken Eindruck. Haben Sie keine Angst, Ihr Team könnte unter die Räder kommen?

Nein, ich bin an und für sich nicht schreckhaft. Wir haben talentierte Spieler in unseren Reihen, darunter auch welche, die früher in den Jugendteams von Bundesligisten spielten. Bayern-Scout Egon Coordes hat sich am Sonntag unser Pokalspiel gegen Allfeld angeschaut. Er war fleißig am Schreiben. Wir haben 10:0 gewonnen. Die SpVgg Neckarelz ist nicht irgendeine Dorfmannschaft. Mit Peter Hogen haben wir zudem einen sehr engagierten Trainer, der die Mannschaft optimal vorbereitet hat. Jeden Tag ist trainiert worden. Ein viertägiges Trainingslager gab es auch.

Die SpVgg Neckarelz bezog dabei das gleiche Hotel wie der FV 09 Weinheim, jener Oberligist, der vor 19 Jahren den FC Bayern aus dem Pokal warf...

Das ist reiner Zufall. Wir hatten das Quartier schon vor der Auslosung gebucht.

Ist aber doch ein gutes Omen…

Ich messe dem keine tiefere Bedeutung zu.

Für Weinheim begann nach der Pokalsensation die Talfahrt, zuerst der Abstieg in derselben Saison und ein paar Jahre später der Konkurs. So ein Pokal-Hype kann auch gefährlich sein.


Die ganze Region fiebert dem Spiel entgegen. Insbesondere für die Spieler ist es ein einmaliges Erlebnis. Aber alle im Verein wissen, dass am 3. August der Alltag in Neckarelz weiter geht. Das ist wie einmal in die Südsee fliegen und Urlaub machen. Das muss man genießen und dann geht es wieder an die Arbeit.

Der Ausflug in die große Fußball-Welt kostet nichts, sondern spült an die 250.000 Euro in die Vereinskasse. Was machen Sie mit dem Geld?

Aufheben. Das ist eine Rücklage, falls mal schlechtere Zeiten kommen. Wir werden keine Exoten aus Brasilien oder sonst woher holen. Das wäre allein schon jenen Spielern gegenüber unfair, die den Verein im Pokal soweit gebracht haben.

Das heimische Elzstadion bietet immerhin Platz für 10.000 Zuschauer. Warum der Umzug in die Rhein-Neckar-Arena?

Die Auflagen des DFB sind für ein Pokalspiel so hoch, dass man das Elzstadion als Austragungsort gleich vergessen konnte. Wir haben das Halbfinale im badischen Pokal gegen Waldhof Mannheim noch hier in Neckarelz gespielt. Aber die Sicherheitsmaßnahmen haben so viel Geld gekostet, dass die Einnahmen aus dem Getränke- und Essensverkauf dafür komplett drauf gingen. Die TSG Hoffenheim ist uns bei der Benutzung der Rhein-Neckar-Arena sehr entgegen gekommen. Das wird alles original wie bei einem Bundesligaspiel sein.