Luftbild des Max-Morlock-Stadions in Nürnberg
Bildrechte: picture alliance / Peter Kneffel

Laufbahnen raus: Eine Machbarkeitsstudie zeigt, wie das Max-Morlock-Stadion in Nürnberg in eine moderne Fußball-Arena umgebaut werden kann.

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Machbarkeitsstudie: Moderne Fußball-Arena für Nürnberg

Noch ist es eine Studie: Das Max-Morlock-Stadion in Nürnberg könnte zur reinen Fußball-Arena ohne Leichtathletik-Bahn werden. Das kostet zwar mindestens 150 Millionen Euro, könnte sich aber rechnen. Die Untersuchung zeigt, was möglich ist.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Wenn Nürnbergs Bürgermeister Christian Vogel (SPD) vom Max-Morlock-Stadion spricht, dann redet er gerne über einen alten VW Golf. "Der fährt zwar noch ganz gut. Aber wenn er zum TÜV muss, wird es immer teurer. Das kann man machen. Aber irgendwann ist es nicht mehr wirtschaftlich." Und genauso verhält es sich auch mit dem Stadion. Deshalb hat die Stadt Nürnberg eine Machbarkeitsstudie zu dessen Zukunft in Auftrag gegeben. Das Ergebnis liegt vor: Ein kompletter Umbau ist möglich. Das Stadion könnte zur reinen Fußball-Arena ohne Laufbahn werden.

Studie stellt nur Möglichkeiten vor

Oder, um es mit Christian Vogel zu sagen: Aus dem Golf wird ein schicker Elektro-Flitzer, zeitgemäß und zukunftstauglich. Die Studie gibt vor, wie das Stadion künftig einmal aussehen könnte. "Das ist aber noch kein Modell, das in den kommenden Jahren genau in dieser Form gebaut wird", bremst Oberbürgermeister Marcus König (CSU) die Euphorie. In der Studie werden verschiedene Möglichkeiten durchgespielt. Am besten hat der Komplettumbau des Stadions ohne Leichtathletik-Bahn abgeschnitten. Er wird durch eine kleinere Arena in der Nachbarschaft ergänzt. Hier könnten die Leichtathletik und andere Sportarten Platz finden.

Bei der Fußball-EM flog Nürnberg raus

Seit Jahren gibt es in Nürnberg die Diskussion, wie das in die Jahre gekommene Stadion umgebaut und modernisiert werden könnte. Dass die Sportstätte nicht mehr zeitgemäß ist, zeigte sich zuletzt bei der Vergabe der Spielorte für die Fußball-EM im kommenden Jahr. Nürnberg bekam keinen Zuschlag. Das soll sich ändern. Ohne die Laufbahn könnten die neuen Tribünen näher an das Spielfeld gerückt werden. Die Sicht wird besser und es gibt mehr Platz für andere Nutzungen – zum Beispiel für ein Hotel im Stadion, Räume für Kongresse, Büros und eine Fan-Kneipe.

In der VIP-Platz-Liga ganz unten

Das soll Geld in die Kassen bringen. Deshalb sind in einem neuen Stadion auch viel mehr VIP-Logen vorgesehen und Plätze mit höherem Komfort, für die Fans viel Geld bezahlen. Derzeit gibt es im Max-Morlock-Stadion 1.100 VIP-Plätze. "Damit liegt Nürnberg auf Platz 17 in der Zweiten Liga", sagt Niels Rossow, Kaufmännischer Vorstand des 1. FC Nürnberg. 2.500 VIP-Plätze sind Zweitliga-Schnitt, für die erste Liga dürften es gerne noch mehr sein. "Preise von 200 bis 300 Euro pro Platz zeigen das Potenzial", sagt Rossow. Wobei er sich günstige VIP-Plätze für Einsteiger und teure Logen für die Edel-Fans vorstellen kann.

Studie kalkuliert mit Einnahme-Plus

Einnahmen aus der Vermarktung sind in der Studie entscheidend. Denn wenn nichts umgebaut wird, muss das derzeitige Stadion trotzdem für viel Geld saniert werden. Kostenschätzung: rund 75 Millionen Euro. Das ist zwar billiger als der Umbau, bringt aber kein zusätzliches Geld. Über einen längeren Zeitraum rechnet sich das neue Stadion, denn die Einnahmen aus den Vermietungen und dem Verkauf von VIP-Karten steigen. Und es wird einfacher Sponsoren zu finden. So jedenfalls die Kalkulation der Studien-Macher. Sie planen übrigens in den kommenden 15 Jahren mit drei Spielzeiten in der ersten Liga.

Mindestens 150 Millionen Euro für den Neubau

Zwischen 150 Millionen und 200 Millionen Euro kostet laut der Studie der Komplett-Umbau des Stadions. Die Kosten für das Umfeld und die kleine Leichtathletik-Arena sind da noch nicht dabei. Ohne Sponsoren klappt das nicht. Künftig können die Stadt Nürnberg und der Verein gemeinsam auf die Suche nach Geldgebern und Sponsoren gehen, sagt Rossow. Außerdem sei der Freistaat gefragt, merkt Bürgermeister Vogel an. "Und wenn es nur mit einer Bürgschaft ist. Das wird ein zentrales Thema sein."

Stadträte müssen noch zustimmen

Die Finanzen werden sicher das zentrale Thema sein, wenn der Stadtrat in knapp zwei Wochen über die Zukunft des Stadions debattiert. "Wir wissen jetzt, was technisch möglich ist, was ökologisch möglich ist. Auf diese Grundsteine werden wir in der Diskussion jetzt aufbauen", erläutert Vogel. Oberbürgermeister König schlägt dem Stadtrat vor, eine Projektgruppe einzurichten, die ein Finanzierungskonzept erstellt. Über die weiteren Schritte zum neuen Stadion wird der Stadtrat dann in diesem Winter entscheiden. Es sei aber immer noch möglich, dass sich keine Mehrheit für diesen Weg findet, so König.

Denkmalschutz ist gewährleistet

Ein Fallstrick ist übrigens inzwischen schon ausgeräumt: der Denkmalschutz. Die Fassade der Haupttribüne stammt noch aus dem Jahr 1928, als das Stadion erbaut wurde. Sie steht unter Denkmalschutz und wird bei einem möglichen Komplettumbau erhalten. Auch die achteckige Grundform des Stadions steht unter Schutz und wird nicht verändert. Wichtig ist dem Oberbürgermeister auch, dass beim Umbau des Stadions und beim Bau des Sportparks der Volkspark Dutzendteich geschont wird und "ein respektvoller Umgang mit dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände garantiert wird".

Wenn alles glattläuft, kann sich Bürgermeister Vogel eine Eröffnung des neuen alten Stadions in der Saison 2029/2030 vorstellen. "Und wenn es etwas länger dauert, ist es auch nicht so schlimm. Hauptsache, wir sind auf dem Weg zu einem zukunftsfähigen Stadion", so Vogel - und zwar im Elektro-Flitzer und nicht im Klapper-Golf.

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