„Kauft nicht bei Juden!“ 2.0 :
SWR-Moderatorin Fares ruft zu Israel-Boykott auf

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Helen Fares bei einer Premiere im Mai 2022 in Berlin.
Helen Fares wirbt auf Instagram dafür, Produkte von Firmen, die in Verbindung mit Israel stehen, zu boykottieren. Israel bringt sie mit „Apartheid“ und „Genozid“ in Verbindung. Sie arbeitet für den SWR. Was sagt der Sender?

Helen Fares geht einkaufen. Eigentlich, berichtet die junge Frau, die sich auf ihrem Instagram-Account als „Ms Baklava“ mit den Stichworten „Menschenrechtsaktivismus, Journalismus, Psychologie, Moderation“ vorstellt, auf Englisch, halte sie im Supermarkt gerade nach ihrer Lieblingsschokomilch von der Firma Alpro Ausschau. Doch die, sagt die Moderatorin der SWR-Sendung „Mixtalk“, könne sie nicht mehr kaufen. Warum? Weil Alpro und der Mutterkonzern Danone Verbindungen nach Israel haben. Alpro unterstütze israelische Start-Ups. Danone wurde 1919 von Isaac Carasso gegründet, der einer Familie sephardischer Juden entstammt.

Auch „Barbie“ ist auf der Liste

Helen Fares belässt es nicht dabei, die Schokomilch von Alpro zu markieren. Sie empfiehlt die App „No Thanks“ als Einkaufsbegleiter. „No Thanks“ ist eine Boykott-App, die hunderte von Unternehmen und Produkten auflistet („Barbie“ ist auch dabei), die mit Israel verbunden seien und deren Produkte man meiden solle. Mit der von einem palästinensischen Entwickler eingerichteten App weiß man im Nu, was man nicht kaufen soll. Es ist die digitalisierte Version der Nazi-Parole: „Kauft nicht bei Juden!“

Dass Helen Fares, auf deren Kauft-nicht-bei-Juden-Shoppingtour zuerst der X-Account „ÖRR Antisemitismus Watch““ hingewiesen hat, sich derart judenfeindliche positioniert, verwundert nicht, schaut man auf ihre Social-Media-Präsenz. Auf ihrer Homepage heißt es zwar süßlich: „Durch Instagram, den Podcast ,Homegirls’, Dokumentarfilme und Reportagen möchte ich meinen Beitrag dazu leisten, dass Menschen in Zukunft nachsichtiger, vorsichtiger und liebevoller mit ihren eigenen und fremden menschlichen und natürlichen Ressourcen umgehen.“

Wie dieser „liebevolle“ Umgang aussieht, zeigt indes ihr Instagram-Account. Den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu konnotiert Hellen Fares als „faschistisch“, Israel unterstellt sie „Apartheid“ und einen „Genozid“ an den Palästinensern. „Alle in Deutschland sollten auf die Straße gehen und gegen Deutschlands Unterstützung des Faschismus demonstrieren“, schreibt Helen Fares, deren Familie aus Syrien stammt. Den Kommentar eines Internetnutzers (den wir nach der „Bild“-Zeitung zitieren): „Ohne Hamas wäre es nicht zu diesem Krieg gekommen“, quittiert Fares mit dem Satz: „Das ist so geschichtsrevisionistisch und uninformiert, dass ich nicht mal weiß, wo ich anfangen soll.“

Was der Südwestrundfunk mit einer derart antisemitisch gesinnten Mitarbeiterin anfängt, fragt sich derweil der Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft und frühere Grünen-Politiker Volker Beck. „Mit dem öffentlich-rechtlichen Auftrag halte ich so eine antisemitische Boykotthaltung für nicht vereinbar,“ sagte Beck der „Bild“-Zeitung. Er habe den SWR-Intendanten Kai Gniffke direkt angeschrieben. Die baden-württembergischen CDU-Landtagsabgeordneten Christian Gehring und Guido Wolf haben den SWR-Chef ebenfalls um Aufklärung gebeten. Der Essener CDU-Bundestagsabgeordnete Matthias Hauer fragt: „Wie viele Antisemitismus-Vorfälle braucht es noch, bevor im ÖRR konsequent reagiert wird? ,Kauft nicht bei Juden’ 2.0 ist nie Aktivismus und darf es , Nie Wieder’ geben!“

Auf der Plattform X (vormals Twitter) schreibt der Autor Hasnain Kazim: „Heute vor sechs Monaten drangen Hamas-Terroristen in Israel ein, mordeten, vergewaltigten, verbrannten Menschen bei lebendigem Leib. Weit mehr als tausend Menschen wurden ermordet. Noch immer hält Hamas Geiseln gefangen. Und einer SWR-Moderatorin fällt nichts anderes ein, als eine App zu bewerben, die im Supermarkt Marken erkennt, die mit Israel in Verbindung stehen, damit man diese Produkte boykottieren kann. Das ist ‚Kauft nicht bei Juden!’ im Jahr 2024. Wahnsinn.“

Die Antwort des Südwestrundfunks auf unsere Anfrage, wie der Sender mit dem Fall umgeht, ist uns für diesen Montag zugesichert worden.