Sansibar :
Die Insel mit dem klangvollsten Namen der Welt

Lesezeit: 11 Min.
Geometrie des Glücks: Die Strände sind ein guter Grund, nach Sansibar zu kommen, aber längst  nicht der einzige.
Aus gutem Grund hat Sansibar als Reiseziel eine spektakuläre Karriere gemacht, doch mit den Besucherzahlen wachsen auch die Probleme. Nach Lösungen suchen vor allem private Initiativen, unterstützt von europäischem Geld und Wissen.

Weltreligionen machen manchmal einen Höllenlärm, wenn die Stunde der Besinnung naht. Am markerschütterndsten ruft der Muezzin zum Maghrib-Gebet, dicht gefolgt vom Sturmläuten der christlichen Glocken, denen die Ghantas, das traditionelle Geläut hinduistischer Tempel, trotzig Paroli bieten. Wir sitzen hoch über den Dächern von Sansibars Hauptstadt Stone Town und werden von drei Seiten synchron beschallt, während sich die Sonne im Indischen Ozean zur Ruhe bettet und uns damit nach alter Tropenregel die Erlaubnis zum ersten Drink des Tages gibt. Doch das fromme Terzett klingt nicht nach der Kakophonie eines grimmigen Wettstreits um den rechten Glauben, sondern eher wie ein animiertes, nachbarschaftliches Palaver, das auch viel besser zu Sansibars Seele passt. Seit jeher regiert nicht Dogmatismus, sondern Pragmatismus auf der Insel vor der Küste Tansanias, der Muslime, Christen und Hindus im Geist der Geschäftstüchtigkeit und der einzigen Wahrheit des Profits vereint. Das ist das Glaubensbekenntnis der Händler, die Sansibar einst reich gemacht haben, indem sie ihre Dhaus mit Gewürzen und Weihrauch, Elfenbein und Sklaven füllten, um sie wie Sindbad der Seefahrer in Reiche segeln zu lassen, die es längst nicht mehr gibt. Doch Ersatz ist schon gefunden, denn seit einigen Jahren haben die Sansibarer eine neue, eine philanthropischere Art des Menschenhandels als Goldquelle entdeckt: den Tourismus.

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