1. MZ.de
  2. >
  3. Leben
  4. >
  5. Auto
  6. >
  7. Design: Design: Aus dem Trabi wird ein Cabrio

Design Design: Aus dem Trabi wird ein Cabrio

11.04.2002, 08:26
Trabant 601 Speedster
Trabant 601 Speedster dpa

Leipzig/dpa. - Kaum ist der Trabant auf den StraßenOstdeutschlands selten geworden, avanciert das Standardauto aus DDR-Tagen zum Sammlerobjekt. Der Leipziger Immo Warnecke hat seine«Zwickauer Rennpappe» längst durch einen Westwagen ersetzt. Weil derZweitakter für den Schrottplatz zu schade gewesen war, baute derBastler das Auto in zwei Monaten zum Luxuscabrio um. «Ich wollte einefarbliche Komposition aus sonniger Orange, Zitrone und einem Schusssaurer Limette», sagt Warnecke. Auf der am Samstag beginnendenLeipziger Automesse wird das auf 20 000 Euro geschätzte Unikaterstmals der Öffentlichkeit vorgestellt.

Von der ursprünglich papyrusweißen Karosse des 26 PS starkenWagens ist nicht mehr viel geblieben: Die hellen, mit Stoff bezogenenSitze glänzen jetzt in neonfarbenem gelbem und grünem Leder, diePlastik-Außenspiegel sind längst durch chromfarbene Plagiate ersetzt.Die Windschutzscheibe wurde bis auf ein Drittel gestutzt, vornestrahlen tief liegende Halogenleuchten, und der zweifache Auspuffblitzt vor Chrom.

Nur das für den Zweitakter typische Gemisch aus Benzin und Ölsorgt für den Geruch aus alten Tagen. «Das Geniale beim Trabant ist,dass die Abwärme des Motors zum Belüften des Innenraums dient», sagtWarnecke und gerät ins Schwärmen.

Rund zwölf Jahre mussten die Bürger der DDR zum Schluss auf ihrenTrabant warten. «Meiner wurde genau zur Wendezeit im November 1989gebaut.» Im 13. Jahr nach dem Mauerfall hat der «Trabant Limousine»38 925 Kilometer auf dem Tacho. Und sogar das «Original-Mäusekino»,besser bekannt unter Verbrauchsanzeige, funktioniert noch. «Nach derWende habe ich meinen Trabi für 26 Mark pro Tag an Touristenvermietet. Für jede PS eine Mark», sagt Warnecke.

Später wurde es ruhig um den DDR-Wagen, bis im Herbst vergangenenJahres der bekannte Designer Luigi Colani ein aerodynamisches Tuning-Set für Trabis entwarf. Sofort dachte der hauptberufliche Spediteuran seinen in die Jahre gekommenen «Trabant 601 S».

«Idee und Gestaltung sind schön, aber leider nichtpraxistauglich», meint Warnecke. In seiner Werkstatt entwarf derLeipziger die erste Version des «Trabant IW Speedster» - IW steht fürImmo Warnecke - der noch im April vom TÜV zugelassen werden soll. «Erist besser als das Original», sagt Warnecke über den schrillenZweisitzer. Derzeit rollen noch mehr als 160 000 Trabis über deutscheStraßen, ein Drittel allein in der Hersteller-Heimat Sachsen. ObwohlWarnecke auf sein Cabrio schwört, hält er eine Serienproduktion fürunwahrscheinlich.