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Steigerwaldstadion in Erfurt "Es war immer voll"

Als gebürtiger Erfurter war es für Uwe Weidemann stets etwas Besonderes im dortigen Stadion aufzulaufen. Im Magazin "11FREUNDE" erinnert sich der ehemalige Fußballprofi an heiße Derbys, stimmungsvolle Flutlichtspiele und den schweißtreibenden Steigerwald.
Erfurter Spielstätte: "Das Steigerwaldstadion war ein Symbol für unsere Ziele"

Erfurter Spielstätte: "Das Steigerwaldstadion war ein Symbol für unsere Ziele"

Foto: Hendrik Schmidt/ picture-alliance/ dpa

Frage: Herr Weidemann, Sie haben zwischen 1977 und 1983 in der Kinder- und Jugendsportschule Erfurt direkt neben dem Stadion gewohnt. Welche Erinnerungen haben Sie an diese Zeit?

Weidemann: Als junger Bursche war das natürlich ein Antrieb. Die Heimspiele waren immer sehr gut besucht. Im Vorbeigehen hat man das Trampeln auf der Tribüne und die Anfeuerungen aus der Südkurve gehört. Als Jugendliche sind wir aber lieber am Stadion vorbei in den Käfig gegangen.

Frage: In den Käfig?

Weidemann: Das war ein Ascheplatz, auf der Rückseite des Stadions gelegen. Drumherum stand eine Mauer mit Maschendrahtzaun. Dort haben wir bei schlechtem Wetter gespielt, wenn der Rasenplatz zu tief war. Vor allem, weil es dort immer richtig zur Sache ging. Im Käfig haben legendäre Spiele stattgefunden. Das war unser Bolzplatz vor dem Stadioneingang. Mit Blick auf das Schild "Georgi-Dimitrow-Stadion".

Frage: So nah am Stadion und doch so weit weg von der ersten Mannschaft?

Weidemann: Für uns war das Stadion immer ein Symbol für unsere Ziele. Dadurch, dass alles so nah beieinander lag, hatten wir schon früh Kontakt zur ersten Mannschaft. Der ganze Komplex war so aufgebaut, dass wir kurze Wege hatten. Unser Internat lag direkt hinter der Thüringenhalle. Wenn wir auf dem Weg zur Schule waren, sind uns die Spieler auf dem Weg zum Training entgegengekommen. Und wenn wir als Jugendspieler auf der Tribüne saßen, haben wir davon geträumt, in diesem Stadion aufzulaufen.

Frage: Wann durften Sie tatsächlich das erste Mal dort spielen?

Weidemann: Mein erstes Spiel war 1983 im Pokal gegen Carl Zeiss Jena. Hans Meyer hatte mich kurz vor Schluss eingewechselt. Auf einmal stand ich beim Derby vor der alten Holztribüne, auf der ich immer gesessen hatte.

Frage: Diese Tribüne gibt es heute nicht mehr. Sie haben noch im Stadion im Urzustand von 1931 gespielt.

Weidemann: Das waren noch andere Zeiten. Wenn auf der alten Holztribüne jemand ein Streichholz hätte fallen lassen, wäre das Stadion wahrscheinlich abgebrannt. Natürlich war das Stadion an vielen Stellen schon sehr marode. Aber es war trotzdem unser Stadion. Mit einem ganz eigenen Charme, besonders bei Flutlicht.

Frage: Können Sie das beschreiben?

Weidemann: Das Flutlicht hat einem das Gefühl gegeben, erfolgreich zu sein. Das ganze Stadion hat geknistert. Alles war in ein Halbdunkel getaucht. Wenn ich vor der Haupttribüne ins Stadion einlief, habe ich immer zuerst nach rechts in Richtung Block drei geschaut. Da war es immer brechend voll.

Frage: Welche Beziehung hatten Sie zu den Fans im Stadion?

Weidemann: Das Erfurter Spiel hat immer ausgezeichnet, dass wir attraktiven Fußball gespielt haben. Auswärts haben wir zwar häufiger einen auf die Nuss bekommen. Bei unseren Heimspielen, vor eigenem Publikum, haben wir dafür ziemlich gute Spiele gezeigt. Das haben die Fans gesehen und gefeiert. Und wir waren dankbar für die Stimmung.

Frage: Das Stadion hat kurz nach der Wende einen neuen Namen bekommen. Die Fans haben dafür gestimmt, es "Steigerwaldstadion" zu nennen. Welchen Namen hätten Sie sich gewünscht?

Weidemann: Der Name ist sehr schön und passend. Auch ich bringe das Stadion stark mit dem Steigerwald in Verbindung. Der Weg vom Stadion hoch in den Wald in der Saisonvorbereitung hat uns ziemlich ins Schwitzen gebracht. Wir mussten nie weit wegfahren ins Trainingslager, weil wir unser gesamtes Trainingsgelände vor der Tür hatten.

Frage: Ein reines Fußballstadion gab es in Erfurt nie. Hat Ihnen das gefehlt?

Weidemann: Schöner ist es natürlich, wenn die Fans näher am Spielfeld sind. Das hat mich zu meiner aktiven Zeit aber nicht gestört. Das Stadion war immer voll. Stimmung haben wir eigentlich nie vermisst. Heute kann man natürlich darüber nachdenken, ob immer noch Leichtathletik-Wettkämpfe und Fußball am gleichen Ort stattfinden sollen. Aber die Stadt hat nun mal entschieden, dass es erst einmal bei der Kompromisslösung bleibt.

Das Interview führte Tilo Mahn

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