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Geothermie-Bohrungen auf einer Baustelle im Mühlendorf: Aus dem Wasserwerk gibt es dagegen massive Bedenken.

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Potsdam-Mittelmark: Erdwärmesonden im Mühlendorf in der Kritik Wasserversorger warnt vor Gefahren für Wasserwerk Teltow / Forderung: Geothermie-Verbot in Trinkwasserschutzzonen

Teltow – Für den einen ist sie nachhaltige Energiequelle, für den anderen ein dramatischer Eingriff in den Wasserhaushalt: An der Nutzung von Erdwärme scheiden sich die Geister. Durch die Tiefenbohrungen würden die „Grundwasserwelten wie ein Schweizer Käse durchlöchert“, sagt Torsten Könnemann von der Mittelmärkischen Wasser- und Abwasser GmbH (MWA).

Teltow – Für den einen ist sie nachhaltige Energiequelle, für den anderen ein dramatischer Eingriff in den Wasserhaushalt: An der Nutzung von Erdwärme scheiden sich die Geister. Durch die Tiefenbohrungen würden die „Grundwasserwelten wie ein Schweizer Käse durchlöchert“, sagt Torsten Könnemann von der Mittelmärkischen Wasser- und Abwasser GmbH (MWA). Das Wasser könne verunreinigt werden. Die MWA, unter anderem Geschäftsbesorger des Wasser- und Abwasserzweckverbandes „Der Teltow“, hat jetzt in einem Schreiben an das Land Brandenburg gefordert, Erdwärmesonden in Trinkwasserschutzzonen generell zu verbieten. Anlass: die neu aufgenommenen Bauarbeiten im Teltower Mühlendorf.

Schon in der Planungsphase zum dritten Bauabschnitt hatte die MWA vor Tiefenbohrungen gewarnt, erinnerte Könnemann die politischen Spitzen der drei Teltow-Kommunen auf der jüngsten Sitzung der Verbandsversammlung. „Wir hatten von Anfang an Bedenken, weil wir Gefahren für die Trinkwasserschutzzone sehen.“ Das Teltower Wasserwerk ist nur etwa 500 Meter entfernt. In dessen Umkreis befinden sich zehn Brunnen. Das Baugebiet liegt in der Trinkwasserschutzzone III. Im Gegensatz zu Zone I und II, wo Wärmepumpen verboten sind, sind sie in Zone III beschränkt zulässig.

Um Verunreinigungen des Grundwassers vorzubeugen, waren Teltower Wasserschutzgebiete 2008 neu gegliedert und die Schutzbestimmungen zugunsten der Wasserversorgung festgeschrieben worden. Im „Bebauungsplan 23“ für das Mühlendorf aus dem Jahr 2007 stand derweil noch: „Fast alle Nutzungen sind zulässig.“ Lediglich die Tiefe der Erdbohrungen wurde auf 60 Meter beschränkt, „um nachteilige Veränderungen des Grundwasserkörpers zu vermeiden“. Die MWA hatte den Planungen schon damals widersprochen, da sich bereits in einer Tiefe von 40 Metern der „zweite Wasserleiter“ befinde – eine wasserführende Bodenschicht, die durch Deckschichten aus Mergel- und Geschiebelehm von anderen Wasserleitern getrennt ist. Zurzeit werden zur Trinkwasserförderung zwar die Wasserleiter drei und vier genutzt, die tiefer liegen. „Doch wir können nicht garantieren, ob wir in der Zukunft einmal auf Wasserleiter zwei ausweichen müssen“, sagte Könnemann.

Er berichtete von mehreren Gesprächen mit dem brandenburgischen Umweltministerium und der Wasserbehörde in Bad Belzig, die unlängst in einem Kompromiss mündeten. Der sieht vor, dass nicht tiefer als 38 Meter gebohrt werden darf. Die Zahl der Bohrungen ist auf 172 beschränkt. Zudem dürfen bei den Bohrungen keine wassergefährdenden Schmier- und Treibstoffe verwendet werden. Die Ringräume des Bohrlochs müssen so verfüllt werden, dass nichts durchsickern kann. Alle Bohrungen sind zu verplomben. Diese Auflagen soll ein externes Ingenieurbüro überwachen. Tatsächlich sind im Mühlendorf jetzt die ersten Geothermie-Bohrungen zu beobachten.

„Werden dabei Deckschichten angefasst, müssen die Arbeiten sofort eingestellt werden“, sagte Könnemann den PNN. Aus Sicht der MWA bleibt ein Restrisiko, da nicht auszuschließen sei, dass beim Bohren Schadstoffe und mikrobiologische Verunreinigungen in die Tiefe und so ins Grundwasser gelangen können.

Eine risikofreie Alternative wäre die Anbindung ans Teltower Fernwärmenetz – eine Option, die technisch möglich, vom Bauherren aber nicht gewollt ist. Offizielle Haltung der Design Bau AG: „Wir wollen nachhaltiges und energiesparendes Wohnen auch für Menschen ermöglichen, die sich den Kauf eines Hauses nicht leisten können.“

Kirsten Graulich

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