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Wasserwerk Leipziger Straße: Von hier bekommen die Michendorfer ihr Wasser, das Werk soll erweitert werden.

© Manfred Thomas

Trinkwasser für Potsdam und Potsdam-Mittelmark: Handschlag mit Potsdam

Der Mittelgrabenverband will den Trinkwasserpreis durch einen neuen Vertrag mit der Energie und Wasser Potsdam auf lange Sicht stabilisieren. Das Wasserwerk Wilhelmshorst könnte ein gemeinsames Projekt werden.

Michendorf/Nuthetal - Wenn das Ganze ein Pokerspiel war, ist es aufgegangen: Der Wasser- und Abwasserzweckverband Mittelgraben wird auf den Bau eines eigenen Wasserwerkes voraussichtlich verzichten. Stattdessen will man nun auf ein Angebot der Energie und Wasser Potsdam (EWP) eingehen, das Trinkwasser zu einem deutlich günstigeren Preis zu beziehen. Ein Sieg für die Verbandskunden: Der Wasserpreis im Mittelgrabenverband von derzeit 1,70 Euro netto pro Kubikmeter könnte damit auf lange Sicht stabil bleiben, wenn nicht sogar sinken, wie es gestern bei einer Pressekonferenz der Verbandsspitze hieß.

Etwa 60 Prozent seines Trinkwassers muss der Mittelgrabenverband aus Potsdam beziehen, die kleinen Wasserwerke in Tremsdorf und Wildenbruch reichen für Nuthetal und Michendorf nicht aus. Die hohen Potsdamer Lieferkosten waren einer der Gründe, den Bau eines weiteren eigenen Wasserwerkes in Wilhelmshorst voranzutreiben. Kritiker im Verband warnten, dass das Trinkwasser damit nicht billiger werde, dennoch wurden die Pläne weiter verfolgt.

Kein völliger Abschied vom  Wasserwerk Wilhelmshorst

Aus Potsdam waren Widerstände dagegen angekündigt worden. Jetzt hat die EWP wie berichtet überraschend vorgeschlagen, den Rohabnahmepreis für sein Trinkwasser von 81 auf 69 Cent zu senken. Der Vertrag wäre auf 20 Jahre ausgelegt, eine Preisgleitklausel sieht eine Erhöhung nur im Rahmen steigender Herstellungskosten vor. Die Grundgebühr würde sich von 70 000 auf 30 000 Euro sogar mehr als halbieren. Das allein entspricht einer Kostensenkung um etwa 5 Cent pro Kubikmeter.

„Ohne Verhandlungsgrundlage kann man nicht auf Augenhöhe verhandeln“, sagte Verbandsvorsteher Reinhard Mirbach (CDU), zugleich Bürgermeister von Michendorf, am gestrigen Montag. Mirbach gehörte zu den Befürwortern eines eigenen Wasserwerkes. Auch jetzt will er sich davon nicht ganz verabschieden: Die Möglichkeit, im Wald bei Wilhelmshorst Trinkwasserbrunnen zu bohren, solle langfristig offengehalten werden.

Verbandsvorstand einig über Vertragsentwurf

„Es könnte ein gemeinsames Projekt des Mittelgrabenverbandes mit der EWP werden, falls angesichts des Zuzugs Versorgungsengpässe befürchtet werden müssen“, sagte Mirbach. So steht es auch in einem Vertragsentwurf mit der EWP, der am morgigen Mittwoch in der Verbandsversammlung beraten werden soll. Der Vorstand des Verbandes ist sich bereits einig darüber geworden.

Auch die Nuthetaler Bürgermeisterin Ute Hustig (Linke), die mit Mirbach die Vertragsverhandlungen mit der EWP führte, würde die Lösung begrüßen, wie es hieß. Nuthetal hatte wegen erheblicher Differenzen bereits geprüft, den Verband zu verlassen. Kommt die den PNN vorliegende Vereinbarung mit der EWP zustande, wäre ein großer Streitpunkt aus der Welt geschafft, sagte Nuthetals Vizebürgermeister Rainer vom Lehn.

Sicher ist: Trinkwasser wird nicht teurer

Der Vertrag mit der EWP soll am 1. Januar wirksam werden. Verbandsvorsteher Mirbach hofft, dass er – soweit die Verbandsversammlung und die Gremien der Gemeinde zustimmen – im ersten Quartal kommenden Jahres von beiden Seiten unterschrieben werden kann. Er würde dann rückwirkend ab Jahresbeginn gelten. Wie sich der neue Rohpreis auf den Preis auswirkt, den die Endverbraucher zahlen, wird sich bei der nächsten Gebührenkalkulation zeigen: Ab Oktober 2016 gelten die neuen Trinkwasserpreise im Mittelgrabenverband.

Mirbach wollte gestern nur versprechen, dass es bei 1,70 Euro netto bleibt, äußerte aber die Hoffnung, dass es vielleicht noch etwas besser für die Kunden kommen könnte. Es war ein Preis, der dem Verband von der Landeskartellbehörde nahegelegt wurde, nachdem im vorherigen Nettopreis von 1,98 Euro unzulässigerweise schon die Investitionen des Wilhelmshorster Wasserwerkes einkalkuliert waren.

EWP investiert in nächsten Jahren eine Viertelmilliarde Euro

Dessen Planungen sollen nun zwar nicht gänzlich abgebrochen, aber deutlich langsamer vorangetrieben werden, wie Mirbach gestern sagte. „Mit dem neuen Vertrag hätten wir ja auf lange Sicht eine sichere Versorgung aus Potsdam und könnten gemeinsam und in Ruhe untersuchen, ob es mit einem Wilhelmshorster Wasserwerk noch besser geht.“ Dass ein solcher Neubau vor dem Jahr 2024 kommt, schließt er aus.

Derzeit kommt das Potsdamer Wasser für den Mittelgraben-Verband aus den Wasserwerken Rehbrücke und Leipziger Straße. In letzterem soll in den kommenden Jahren für zwei Millionen Euro angesichts des anhaltenden Bevölkerungswachstums die Kapazität zur Wasseraufbereitung erhöht werden. Insgesamt muss die EWP in den nächsten 15 Jahren eine Viertelmilliarde Euro in die Potsdamer Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung investieren. Für ein neues Wilhelmshorster Wasserwerk wurden zuletzt Investitionen von fünf Millionen Euro angegeben.

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